„Jedes werdende menschliche Leben ist Gabe Gottes, somit voll Würde, heilig und schützenswert, und das von allem Anfang an.“ Für die uneingeschränkte Gültigkeit dieser christlichen Wahrheit in Ethik und Recht setzt sich die Evangelische Allianz ein. Um das Bewusstsein dafür zu schaffen und zu schärfen, wurde in Schwabach in den Jahren 1999–2004 alljährlich anlässlich des kirchlichen Gedenktages der „Unschuldigen Kinder“ (28.Dezember) eine ökumenische Veranstaltung auf dem Marktplatz und in der Stadtkirche durchgeführt. Nach dem Weggang von Pfarrer Thomas Hofmann, zusammen mit Domkapitular Ehrl einer der Initiatoren, war es darum recht still geworden.
Nun soll diesem Anliegen zu einem neuen Termin wieder öffentlich Raum gegeben werden. Am Samstag, 17. September, dem Vortag des Internationalen Kindertages der UN, wird die Ökumenische Andacht in St. Sebald um 10 Uhr diesem Thema gewidmet sein. Nach der Ansprache von Diakon Alois Vieracker werden die Besucher gebeten, in einem Schweigemarsch zum Markplatz zu gehen, wo man sich an einem Stand über die Problematik sowie über Hilfsangebote und Möglichkeiten zum Engagement informieren kann. Alle Gemeindeglieder sind zur Teilnahme sehr herzlich eingeladen.
Gegen das Votum der christlichen Kirchen hat der Bundestag dieser Tage ein Gesetz zur Zulassung der Präimplantationsdiagnostik beschlossen, das es zulässt, Menschenleben im Reagenzglas zu zeugen, dessen Erbgut zu untersuchen, die „am besten geeigneten“ Embryonen dem Mutterleib einzupflanzen und die anderen zu verwerfen, also zu töten. Manche sehen darin einen ethischen Dammbruch, doch ein solcher ist schon viel früher und viel umfassender erfolgt: vor mehr als zwei Jahrzehnten, als die Abtreibung innerhalb bestimmter Fristen gesetzlich freigegeben und damit de facto zum legalen Mittel der Geburtenregelung und Familienplanung wurde – auch unter der Mitwirkung und Zustimmung evangelisch kirchlicher Kreise und Synoden.
Während der Öffnungszeit der Abtreibungen durchführenden Arztpraxen und Kliniken (40 Wochenstunden) wird in Deutschland in jeder Minute ein werdendes Menschenleben gewaltsam beendet, alljährlich sind das offizielle dokumentiert und gemeldet 120.000 Tötungen, denen noch eine in der Höhe unbekannte Dunkelziffer hinzuzurechnen wäre. Auf diese Weise durften seit 1945 in Deutschland geschätzte 10 Millionen gezeugte Menschen nicht das Licht der Welt erblicken. Darunter sind in den letzten Jahren auch tausende Spätabtreibungen, bei denen Lebensfähige noch kurz vor dem Geburtstermin wegen einer festgestellten Behinderung umgebracht werden; bei der Diagnose „Trisomie 21“, dem Down-Syndrom sind es 95%. Hiergegen hat auch Landesbischof Friedrich wiederholt die Stimme erhoben.
Doch wirklich in der breiten Öffentlichkeit vernehmlich scheint fast nur der Kölner Kardinal Meisner, der mit teilweise drastischen Vergleichen das auch in den Kirchen allzu weit verbreitete Stillschweigen immer wieder durchbricht und die Strukturen der „Kultur des Todes“ benennt. Denn es braucht und gibt in jedem einzelnen legalen Abtreibungsfall ja das zielgerichtete Zusammenwirken von Schwangerer, Arzt und Beratungsstelle – oft aber leider auch massiven Druck von Erzeuger, Angehörigen oder sozialem Umfeld der (nicht mehr) werdenden Mutter.
Dabei hat unser Land den Bedarf, aber auch die Ressourcen, um jedes entstehende Menschenleben zur Geburt und zur Lebensentfaltung kommen zu lassen. Staat, Kirchen und viele christliche Privatinitiativen bieten sich an – bis hin zur Alternative einer Adoption, übersteigt doch die Zahl adoptivwilliger Eltern die der dafür freigegebenen Kinder um das Zehnfache. — Beten, sprechen, handeln wir!
KV Michael Reichel, Allianz-Beauftragter